Nach fast 3 Jahren Vorbereitung, mehreren Online-Meetings und immer neuem Hoffen endlich reisen zu können flogen am 29.05.2022 16 Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums Gaggenau im Rahmen des Erasmus-Projekts HISTORICAL PLACES BUILD RELATIONS zusammen mit ihren Lehrerinnen Frau Benesch und Frau Braunwarth nach Mutriku.
Mutriku, eine Stadt im Norden Spaniens, dem Baskenland, war in der Vergangenheit besonders für den Walfang bekannt, der den Basken durch das aus Tran gewonnene Öl vom 8. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert eine wichtige Lebensgrundlage gab. Auch heute noch findet man überall in der Stadt Spuren dieser Zeit: Gemälde von Walen auf Hauswänden, im Wappen an der Rathausfront, selbst moderne Straßenschilder in Walform.
Diese eindrucksvolle Vergangenheit verbunden mit den wichtigsten Plätzen wurde uns am Montag bei einer Stadtführung anschaulich erklärt. Zuvor gab es das erste Treffen mit den anderen Projektteilnehmer*innen an der Schule: Jugendliche aus dem spanischen León, den portugiesischen Städten Braga und Carregal do Sal, aus dem süditalienischen Neapel und natürlich aus Mutriku und Gaggenau – ein buntes Durcheinander.
Auch wenn die Gaggenauer zusammen mit den italienischen Schülern in einem Hostel in Ondarroa, eine Stadt weiter, übernachteten, folgte nach diesem lehrreichen Start in die Woche die Einteilung in die Gastfamilien, in denen wir von Montag bis Mittwoch ein typisches Mittagessen verwöhnt wurden. Die anschließenden Nachmittage wurden gemeinsam verbracht, meist alle zusammen am Strand von Mutriku, wonach der ein oder andere durch die angenehm leichte Meeresbrise und eigentlich nicht so heiß scheinende Sonne abends von Sonnenbrand überrascht wurde.
Besonders der Dienstag war geprägt von Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt, denn es erwartete uns Coastering – sechs Kilometer am Strand entlang in der Sonne wandern, über herausfordernde Felsen, nasses Moos, Algen und Sand. Trotz mancher Sprachbarriere und eigentlicher Fremde, halfen, unterstützten und motivierten sich alle gegenseitig. Unwichtig ob aus Spanien, Portugal, Italien oder Deutschland, unser gemeinsames Ziel war es, den Strand von Mutriku zu erreichen. Ebenso beim anschließenden Kajak fahren und Stand-up-Paddeln durch den Kanal von Mutriku bis ins Meer zahlte sich die Hilfe untereinander aus. Um diesen aufregenden, aber auch anstrengenden Tag mit einer Stärkung abzuschließen, fand abends im Hostel ein internationales Buffet statt, mit typischen Gerichten aus den jeweiligen Ländern: spanische Tortilla, also eine Art Omelette aus Kartoffeln, Eiern und Zwiebeln, Pata Negra Schinken aus Portugal, typisch italienische Bruschetta oder deutsche Landjäger, zudem zahlreiche Süßspeisen und Kuchen.
Am Mittwoch ging es sportlich weiter, denn nach der Präsentation typisch portugiesischer, italienischer und deutscher Sportarten fand auf dem Schulhof eine Meisterschaft mit traditionell baskischen Sportarten statt. In verschiedenen kraftorientierten Disziplinen wie „Arrijasoketa“ (bask.: „Steinheben“), in der verschieden schwere Gewichte eine bestimmte Strecke getragen werden müssen, „Sokatira“ (bask.: Tauziehen) oder „Aizkolaritza“ (bask.: Holzhacken), traten die Teams gemischt aus Schülern aus verschiedenen Ländern gegeneinander an. Manche wuchsen dabei über sich hinaus.
Abends aßen alle Erasmus-Schüler und Lehrer zusammen in einem „Gastronomical Club“ ebenfalls typisch baskisch. In diesen Sälen kommen Freundesgruppen oder Familien an Festen zusammen, kochen gemeinsam und verbringen ihre Zeit miteinander, denn im Baskenland ist es ungewöhnlich jemanden zu sich nach Hause einzuladen, nicht mal die eigene Familie. Früher war den Männern das Recht vorbehalten sich dort zu treffen, doch heutzutage bedarf es nur eines Mitgliedes des „Vereins“, dem der Raum gehört, welches dann seine Freunde oder Familie dorthin mitbringen kann.
Bevor es am Freitag wieder ins Flugzeug nach Hause ging, stand am Donnerstag noch ein Trip nach Donostia – San Sebastián auf dem Programm, eine Stadt etwa eine Stunde östlich von Mutriku. San Sebastián ist die Hauptstadt der Provinz Gipuzkoa, eine der drei Provinzen des Baskenlandes, und war besonders in den Bürgerkrieg, der von 1936 bis 1939 herrschte, verwickelt, denn die Provinz war die erste, die von den Nationalisten eingenommen wurde.
Heutzutage hingegen ist die Stadt für ihre Strände, ihre malerische Uferlandschaft, ihr Schloss und den Ausblick von dort, ihre abwechslungsreiche Gastronomie und ihre wunderschöne, gepflasterte Altstadt bekannt, was die Schüler*innen nach einer kurzen Stadtführung selbst erfahren durften.
Am Freitagnachmittag endete dann am Frankfurter Flughafen eine unvergessliche Reise voller neuer Eindrücke, neuer Bekanntschaften, neuem Wissen, neuer Erfahrungen und viel Spaß.
(verfasst von Tabea Michel J1)