Die Zeitzeugin Frau Schreiner berichtet von der Verhaftung ihres Bruders in der DDR. Der Anlass: er hatte angeblich Flugblätter verteilt.

Den Bezug zur Vergangenheit aufrechtzuerhalten ist in jeder Generation von hoher Wichtigkeit, um ein Geschichtsbewusstsein entwickeln zu können, sich wiederholende Muster der Vergangenheit in der Gegenwart zu erkennen und einander aufklären zu können. Umso dankbarer ist der Geschichtsbasiskurs von Herrn Bernhardt, da er die Freude hatte Frau Schreiner am 9. November kennenlernen zu dürfen. Mit ihren Erfahrungen aus erster Hand im östlichen Teil des gespaltenen Deutschlands konnte sie uns kenntnisreiche Einblicke in den Alltag eines DDR-Bürgers verleihen.

Obwohl die DDR mittlerweile dafür bekannt war, prozesslose Festnahmen und Eindringung in die Privatsphäre eines jeden Bürgers Alltagstrott zu machen, hat uns als Kurs vor allem die Geschichte ihres Bruders interessiert und schockiert. Ihr zu der Zeit 17-jähriger Bruder wurde nämlich während der Verhaftungswelle 1951 für drei Jahre im Zuchthaus zu Folter verurteilt, da er angeblich Flugblätter des Weltjugendtreffens 1951 verteilt habe; dies sei jedoch nie passiert. Ohne Prozess oder dergleichen wurde er also verhaftet, so wie es vielen anderen Jugendlichen jener Zeit ergangen war. Zudem war es der Familie nie bekannt, wo er denn festgehalten wurde, da Gefangene oft ohne Bekanntmachung verlegt wurden. ,,Wenn man Glück hatte, bekam man einen Brief“, so Frau Schreiner.

Nach starken Bemühungen konnte Frau Schreiner jedoch eine Begnadigung ihres Sohnes erzielen, welcher daraufhin todkrank für zwei Jahre in einem Krankenhaus behandelt wurde und später in die BRD floh. Glücklicherweise hat es auch Frau Schreiner später auf die andere Seite der Grenze geschafft. Sie betont, dass der Einmarsch der Sowjets nicht nur ein einschneidendes Erlebnis, sondern auch eine Kränkung des Nationalstolzes gewesen sei.

Wir möchten uns als Kurs aufrichtig für Frau Schreiners Bemühungen bedanken, das Goethe-Gymnasium Gaggenau, wie wir es heutzutage kennen und lieben, gefördert zu haben. Denn sie hatte sich in den 60er-Jahren im Elternbeirat dafür eingesetzt, dass der Oberbürgermeister auf den katastrophalen Zustand der Schule aufmerksam wird und diesen dann innerhalb von 2 Jahren verbessert.

Es war uns eine große Freude, Frau Schreiner wieder im Goethe-Gymnasium willkommen heißen zu dürfen und mit ihr auf eine Zeitreise in die DDR zu gehen.

Von Sara Demirdögen und Julia Kriska J2

Die Zeitzeugin Frau Schreiner berichtet von der Verhaftung ihres Bruders in der DDR. Der Anlass: er hatte angeblich Flugblätter verteilt.